Zur Herstellung von Ringen benötigt man vor allem - wer hätte das gedacht - Draht. Material und Drahtstärke sind vor allem davon abhängig, für welchen Zweck das Kettengeflecht herhalten soll. Es ist zum Beispiel wenig sinnvoll, für ein Kettenhemd, das nach Mittelalter aussehen soll, rostfreien Edelstahl zu verwenden. Wenn dieses Kettenhemd auch noch aus authentischem Material sein soll, scheidet auch Federstahl aus und es bleibt noch unlegierter Eisendraht übrig. Wenn die Ringe einfach nur zugebogen werden sollen, muß der Draht - bei gleichem Ringinnendurchmesser - dicker sein, als wenn Ringe verschweißt oder vernietet werden. In Bild 1 sind mehrere Drahtrollen zu sehen, die in Material, Drahtstärke und Rollendurchmesser variieren. In Baumarktketten ist meist nur Eisendraht in der Gartenabteilung zu finden. Verkupferter Schweißdraht hingegen befindet sich oft bei den Werkzeugen. Lediglich private Baumärkte waren bisher in der Lage, mir die gewünschten Drahtsorten und Stärken zu beschaffen. | |
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Größere Mengen an unlegiertem oder verzinkten Eisendraht sind im Eisenfachhandel zu beziehen. Edelstahldraht, sowie Bronze- und Messingdraht mußte ich bisher entweder direkt beim Hersteller bestellen oder aber vom Spezial-Kettenhändler aus Canada importieren. | |
Neben dem Draht benötigt man noch eine Metallstange (Seele), auf der der Draht aufgewickelt wird. Im Baumarkt gibt es meist Messingstangen mit unterschiedlichen Durchmessern zu kaufen. Für die Herstellung von Kettenhemden, -hauben oder -beinlingen reichen diese Stangen vollkommen aus. Für das Basteln von Schmuck braucht man etwas feinere Abstufungen der Metallstangen, damit das Flechtmuster optimal an die Drahtstärke angepaßt werden kann. In Bild 2 sind unterschiedliche Seelen zu sehen. | |
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Damit der Draht sich auch auf der Seele zu einer Feder aufwickelt, muß er an einer Seite eingehängt werden. Dies kann auf mehrere Arten geschehen. Zum Einen kann in die Seele ein Loch gebohrt (Achtung! - das Loch sollte einen größeren Durchmesser haben als der verwendete Draht), zum Anderen kann ein Ende der Seele eingekerbt werden (Bild 3). Bei einer Seele mit Einkerbung kann die Feder einfach abgezogen werden, bei einer durchbohrten Stange, muß der Draht abgekniffen werden. | |
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Eine dritte Art, den Draht einzuhängen ist das Einspannen im Futter einer Bohrmaschine oder eines Akkuschraubers. In Bild 4 ist diese Methode dargestellt. Auch hier kann die Feder einfach abgezogen werden. | |
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Die Seele wird in die Bohrmaschine oder den Akkuschrauber eingespannt, fest gelagert und die Drahtrolle wird über die Seele gehängt, so dass sie mittig an der Seele hängt (Bild 5). | |
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Ganz wichtig ist es, Arbeitshandschuhe zu tragen - zumindest an der Hand, mit der der Draht gehalten wird - weil ... ... der Draht sehr rauh ist und die Finger verletzen kann. Besser, der Handschuh geht kaputt als der Finger (Bild 6). ... es passieren kann, das die Hand zu dicht an die Seele kommt und der Finger durch den sich aufwickelnden Draht gequetscht wird. Mit einem Handschuh wird dieses Risiko minimiert (Bild 7). | |
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Die Bohrmaschine bzw. der Akkuschrauber muß auf die langsamste Geschwindigkeit eingestellt werden. Der Drahtanfang wird in die Seele eingehängt (Bild 8). Der Draht wird mit einer Hand festgehalten und allmählich über die langsam rotierende Seele geführt. Der Draht wickelt sich zu einer Feder auf (Bild 9). | |
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Wenn die gewünschte Federlänge erreicht ist, muß die Feder vom der Drahtrolle abgekniffen werden. Hierzu eignet sich am besten ein Seitenschneider oder eine Rabitzzange (vielleicht eher unter dem Begriff "Kneifzange" bekannt). Durch die Federspannung, die beim Wickeln erzeugt wird, wird sich die Feder direkt nach dem Abkneifen entspannen. Dadurch wird die Feder kürzer und der Innendurchmesser geringfügig größer. | |
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Wenn man in die Seele ein Loch gebohrt hat, um den Draht einzuhängen, muß der Draht auch dort durchtrennt werden. Wurde der Draht im Bohrfutter oder einer Einkerbung eingehängt, läßt sich die Feder einfach abziehen (Bild 10). | |
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Mit ein wenig Übung können die fertigen Federn fast wie gekauft aussehen (Bild 11). | |
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Bis hierher war das Herstellen von Ringen einfach und schnell. Die Einfachheit bleibt, nur die Schnelligkeit wird ab jetzt wohl auf der Strecke bleiben. Nun werden die Ringe einzeln mit Hilfe eines Seitenschneiders oder einer Rabitzzange (Bild 12) von der Feder abgeknipst. Um möglichst komplette Ringe zu erhalten, sollte man darauf achten, dass die Zange immer auf Höhe des Drahtendes angesetzt wird. Wenn man zu fahrlässig die Ringe knipst, muß man die Ringenden später so stark zusammendrücken, das aus dem runden Ring ein ovaler Ring wird. | |
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Wer die Ringe lieber sägen möchte, benötigt noch einen Schraubstock, eine Laubsäge mit Metallsägeblättern und eine große Unterlegscheibe (Bild 13). Die Feder wird in den Schraubstock eingespannt. Mit der Unterlegscheibe wird das Ende der Feder gegen den Schraubstock gedrückt und mit der Säge Ring für Ring von der Feder getrennt. Theoretisch kann man die Unterlegscheibe auch weglassen und das Federende mit einem Finger festhalten. Leider passiert es dabei schon mal, das man sich dabei den Fingernagel zersägt. Gerade bei Federn mit Innendurchmessern < 7 mm geschieht dies recht häufig. Damit die abgesägten Ringe nicht wild durch den Raum fallen, rollen oder fliegen, ist es ganz nützlich unter dem Schraubstock eine Dose oder Ähnliches aufzustellen, damit sich die Ringe darin sammeln können. | |
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Auch beim Sägen sollten Handschuhe getragen werden. Die Sägeblätter reißen sehr schnell. Da man die Bewegung der sägenden Hand meist nicht schnell genug stoppen kann, passiert es ab und zu das man sich das gerissene Sägeblatt in einen Finger sticht. Eigentlich ist das nicht weiter schlimm. Blöd wird es nur, wenn das Sägeblatt im Finger abbricht (Bild 14). | |
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